Die verschiedenen Arten der Akupunktur haben gemeinsam, dass bestimmte Hautpunkte mit Nadeln behandelt werden. Heute kommen – statt Nadeln – auch Laserlicht, winzige elektrische Ströme oder Injektionen zum Einsatz.
Inhaltsverzeichnis
Verschiedene Wege der Akupunktur
Die häufigsten Verfahren sind die
klassische chinesische Akupunktur / Akupressur / Ohr-Akupunktur nach Nogier /
Baunscheidt-Akupunktur / Homöo-Punktur
Die klassische chinesische Akupunktur
ist in ihren Wurzeln mehrere tausend Jahre alt und ein wichtiger Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Nach der TCM werden Lebewesen – vereinfacht ausgedrückt – durch Energie-Ströme im Gleichgewicht gehalten (Yin und Yang). Wird dieses Gleichgewicht gestört, entsteht an der einen Stelle ein Überschuss, an der anderen Mangel. Die Folge: Der Organismus erkrankt.
Nach chinesischer Sichtweise fließt diese Energie über bestimmte Bahnen (Meridiane) durch den Körper. Durch Reizung bestimmter Punkte auf diesen Bahnen kommt eine neue, „bessere“ Verteilung der Energie zustande, und der Körper gesundet. Dieses therapeutische Konzept bis ins Detail zu verstehen und anzuwenden, ist nicht einfach. Aus China wird folgende Geschichte überliefert:
Fragt ein Schüler seinen Meister: „Wie lange brauche ich, um Akupunktur zu lernen?“
Darauf der Meister: „Wenn Du dich mühst – etwa achthundert Jahre.“
Ohne Mühe scheint es wesentlich schneller zu gehen. Viele sog. Akupunkteure haben ein paar Wochenend-Seminare besucht oder einen schönen Urlaub in Asien verbracht und dabei ein Diplom erworben. Sie arbeiten nach Listen, die beispielsweise bei Ischias diese oder jene Punkt-Kombination empfehlen, und sie haben sogar oft einen gewissen Erfolg damit.
Diese „Listen-Akupunktur“ hat allerdings mit der eigentlichen, der klassischen chinesischen Akupunktur ungefähr so viel gemeinsam die das Aufkochen einer Tütensuppe mit dem liebevollen Menü eines erfahrenen Kochs.
Erstaunlicherweise hilft sie trotzdem…
Akupressur
kann im Prinzip dasselbe wie die klassische chinesische Akupunktur. Die Erfahrung vieler Jahrhunderte hat gezeigt, dass es
zunächst einmal darauf ankommt, dass der richtige Punkt behandelt wird, und
erst in zweiter Linie, womit man diesen Punkt stimuliert.
Ob man Nadeln nimmt, Laserlicht, einen Akupunktur-Magneten, ob der Punkt gekniffen, gedrückt oder mit glimmenden Kräutern (Moxibuxtion) behandelt wird – stimmt die Auswahl der Punkte, stellt sich früher oder später der Erfolg ein.
Ohr-Akupunktur nach Nogier
Der französische Arzt Nogier beobachtete Anfang des vergangenen Jahrhunderts in seiner Landpraxis, dass viele seiner Patienten in ihren Ohren die Spuren punktueller Verbrennungen zeigten. Auf Befragen erklärten sie ihm (recht widerwillig, wie er berichtete), dass sie sich bei Hexenschuss-Beschwerden an dieser Stelle mit einem glühenden Nagel eine kleine Brandwunde zufügen würden; die Schmerzen ließen dann schnell nach.
Zunächst lächelte Dr. Nogier über solchen Aberglauben, dann wurde er neugierig. Er begann, dieses Phänomen zu erforschen. Nach jahrelangen Experimenten fand er schließlich heraus, dass das menschliche Ohr tatsächlich eine Art Landkarte des gesamten Körpers darstellt. Durch Nadelung (nicht mehr Verbrennung!) der entsprechenden Reflex-Zonen im Ohr ließen sich sicher und reproduzierbar nicht nur Wirbelsäulen- Beschwerden, sondern auch viele andere Störungen therapieren.
Als besondere Domäne der Ohr-Akupunktur nach Nogier hat sich im Laufe der Jahrzehnte die Behandlung von Übergewicht oder Nikotin-Abusus heraus kristallisiert. Heißhunger-Attacken und auch das Suchen nach der nächsten Zigarette lassen sich über regelmäßige Ohr-Akupunktur-Behandlungen gut dämpfen.
Den eigenen Entschluss, abzunehmen oder mit dem Rauchen aufzuhören, können die Nadeln allerdings nicht ersetzen. Den muss man schon selber mitbringen.
Baunscheidt-Akupunktur
Carl Baunscheidt war kein Mediziner, sondern Ingenieur. Die Überlieferung berichtet, dass er eines Tages von schlimmen Schmerzen in seiner Hand geplagt wurde. Er setzte sich in den Garten und wurde an der schmerzenden Stelle von einer Mücke gestochen. Und siehe da: Der Schmerz ließ augenblicklich nach!
Diese Erfahrung ließ ihm als Ingenieur keine Ruhe. Er nahm an, dass durch den Einstich irgendwelche Gifte den Körper verlassen hätten und so der Schmerz weniger geworden sei. In langen Versuchsreihen entwickelte er daraufhin so etwas wie eine künstliche Mücke, den „Baunscheidtschen Lebenswecker“. Nach und nach stellte er fest, dass er den Heilerfolg noch beschleunigen konnte, indem er ein stark hautreizendes Öl in die genadelten Stellen einrieb. So entstanden kleine, eitrige Pusteln, die sich nach außen öffneten, das „Gift“ ausleiteten und so die Schmerzen nahmen.
Das Original-Baunscheidt-Öl ist (wegen seiner Giftigkeit) nicht mehr im Handel. Andere, unschädliche Lösungen haben seine Funktion übernommen. Mit den heutigen Einreibungen lassen sich ebenfalls Pusteln erzeugen. Diese entleeren sich allerdings nicht mehr nach außen, sondern entlasten zunächst das geschädigte Gewebe und eliminieren die anfallenden Toxine dann über die natürlichen Ausscheidungs-Organe.
Homöo-Punktur
ist eine moderne Kombination aus Homöopathie und Akupunktur. Homöopathische Medikamente werden tröpfchenweise an Akupunktur-Punkte injiziert. Zu der Akupunktur-Reizung durch den Einstich addiert sich die Wirkung der Homöopathie. Diese Kombination hat sich bei hartnäckigen Krankheiten in vielen Fällen bewährt.